Dienstag, 4. November 2008

Die Grenzen der Selbstbedienung

Laugenbretzel

Im Supermarkt meines Vertrauens, fußläufig hier im Quartier gelegen, konnte man bis vor kurzem sich selbst an der Brottheke bedienen. Mit der Zange die Backware greifen, rein in die Tüte, diese in den Wagen und weiter geht's. Wenn nicht gerade jemand mit Entscheidungsschwäche oder verzögerter Motorik vor mir war, lief's erfreulich schnell. In den Städten verbreiten sich gerade ein paar Franchiseketten, die ebenfalls auf Selbstbedienung setzen, und dafür niedrige Preise bieten. Angesichts der Tatsache, dass einige der alteingessesenen Großbäcker für eine banale Semmel an die 30 Cent, für eine mit Vollkornanteilen gerne auch mal 60 Cent verlangen, eine echte Alternative.

Der Supermarkt meines Vertrauens, hier im Quartier, hat umgebaut. Seitdem gibt es die Backwaren nur noch an der Verkaufstheke, von der freundlichen Fachverkäuferin eingetütet. Jetzt ist wieder Anstellen angesagt und warten, bis die einsame Mitarbeiterin die Wartenden an der Brot- und der Fleisch- und Wursttheke abgearbeitet hat. Für mich ein Rückschritt.

Die Erklärung ist ebenso naheliegend wie deprimierend. Das Konzept der Selbstbedienung bei Backwaren wurde wieder abgeschafft, weil die Hygieneanforderungen nicht einzuhalten waren. Die Kunden, so die Verkäuferin, die mir das erklärte, fassten alles mit ihren Händen an, nicht nur das, was sie dann mitnahmen. Die Zange wurde auch nicht benutzt. So stellt sich der Konsument selbst ein Bein - oder ist es eine Form des Protestes gegen die Kultur der Selbstbedienung, ein Appell für mehr Servicekultur? Ich fürchte nein, obwohl die Verkäuferinnen im Supermarkt meines Vertrauens sagen, dass sie gerne wieder den Kunden das Brot reichen. Man kommt so auch wieder ins Gespräch miteinander. Wenn nur die Preise nicht steigen.

Keine Kommentare: