Dienstag, 25. November 2008

Intermezzo

Schneewolken

Düster war es bereits den ganzen Tag über, und gegen die drückende Dunkelheit half nur ein wenig frischer Kuchen in einer kleinen Conditorei in der Nerostraße, die daherkommt, als habe sie seit vierzig Jahren jedem Trend widerstanden. Später wurde es noch dunkler, nicht, weil der ohnehin kurze Novembertag den frühen Abend beginnen wollte, sondern weil sich ein dunkles Wolkenband einfand. Die Luft roch nach Schnee.

Den Kampf gegen die dem Kuchen zu verdankenden Kalorien und gleichzeitig gegen die Novemberdepression nahm ich im Wald auf, laufend. Das letzte Tageslicht verschwand, um mich herum nur noch solche, die ihre Hunde Gassi führten. Es begann zu schneien. Jedoch im Wald war davon wenig zu spüren. Zurück am Parkplatz war das Auto mit einer weißen Schicht überzogen, die Straßen auch. Nicht nur die Kinder freuten sich, aber sie waren es alleine, die sich aufrappelten, den Schnee sofort mit einem Schneemann zu würdigen. Um ihn nachher aus dem Fenster heraus zu bewundern. Am nächsten Tag dann das übliche: der Schnee, sofern noch nicht von Autoreifen und Schuhen in Matsch verwandelt, schmolz. Jetzt ist er wieder weg. Vorerst.

Blaetter und Schnee

Dienstag, 18. November 2008

Herausragend

Wiesbadener Ansicht

Obwohl es in Wiesbaden mehrere recht große Kirchen gibt und diese an einem sehr tiefen Punkt der Stadt steht, bin ich doch immer wieder erstaunt, von wie vielen Stellen aus man die Marktkirche sehen kann. Und nicht etwa das katholische Pendant.

verstellter Blick auf die Marktkirche

Wo Künstler wohnen

Wiesbaden Künstlerviertel

A propos Architektur: Ein neues Stadtviertel entsteht nördlich des Rheingauviertels. Irgendwer gab ihm den schillernden Namen Künstlerviertel. Im Moment noch wäre der Name "Große Brache" angemessener.

Montag, 17. November 2008

Wiesbadener Ansichten

Wiesbadener Ansicht

Wiesbaden gilt als eine Stadt mit viel Grün und mit einem bemerkenswerten Bestand an klassizistischer Architektur. Je häufiger ich durch Wiesbaden gehe, desto mehr fällt mir auf, viele Beispiele architektonischer Entgleisungen in der Stadt herum stehen. An erster Stelle natürlich Wiesbadens Wolkenkratzer am Ende der Wilhelmstraße.

Wiesbadener Ansicht

Aber auch einige der Landesministerien sind preisverdächtig beim Wettbewerb für scheussliche Architektur. Und in den Seitenstraßen der südlichen Innenstadt, zwischen Gründerzeitvillen, stehen erschreckend viele Waschbetonungetüme herum, zu hässlich, als dass ich davon ein Bild machen wollte.

hässliches hessisches Innenministerium

Dabei geht es doch auch anders, wie der Neubau des Landtags zeigt. Trotz seiner Massivität integriert sich der Klotz in die Altstadt. Das Gegenüber von Zuckerbäckerfassaden und Zweckbaufront läßt sich ertragen, auch wegen der wohltuenden Breite des neu zurück gewonnen Platzes.

Hessischer Landtag

Freitag, 14. November 2008

Urbane Momente

Kleine Schwalbacher Straße, Wiesbaden

Ein Hauch von Veränderung weht durch die Stadt. Nein, nicht durch die ganze Stadt. Zum Beispiel durch die Kleine Schwalbacher Straße. Die habe ich als No-Go-Aerea in Erinnerung. Verdreckt, verfallen - wer hier leben musste, tat mir leid. Das war noch vor kurzem.

Heute ist die Kleine Schwalbacher nicht wieder zu erkennen. Renovierte Häuser, Geschäfte und Gastronomie. Eng, wie die Straße ist, wirken die Häuser höher, als sie sind. Bodenbelag und Wände in grauem Sandstein vermitteln einen südländischen Flair. Dazu passen die Lokale - ein Bistro und ein Café gegenüber.

Das Café ist schön, die Gäste kommen von selbst. Nur schade, dass es einmal mehr mit dem Service nicht klappt. Bestellen? Fehlanzeige. Zahlen? Später. Zuviel Chaos auf zu engem Raum. Dabei gibt es genügend Personal. Bei jedem hinzu kommenden Gast kann man die Veränderung der Gesichtszüge von freudiger Erwartung in Ärger beobachten. Schade. Hoffentlich ist das unter Startschwierigkeiten zu verbuchen.

Kleine Schwalbacher Straße, Wiesbaden

Montag, 10. November 2008

Zum In-die-Tischplatte-beißen



Twitter ist ja 'ne tolle Sache. Ohne Aufwand erfährt man, was andere Menschen bewegt, wohin sie sich bewegen - und was sie lesen. Manchmal nervt es allerdings, nämlich dann, wenn der fünfte Twitter, dem man folgt, in Folge twittert, dass Christiane zu Salm von Burda wieder weg geht. Okay, ich weiß es. Danke. Zufälliger Weise habe ich es schon bei turi2 gelesen und von horizont.net und dem w&v-Newsletter mitgeteilt bekommen. Information overload!

Freitag, 7. November 2008

Der späte Sieg des Abraham Lincoln



In einem der vielen begeisterten Artikel der letzten Tag erinnerte der Autor an den amerikanischen Sezessionskrieg von 1861-65. In der Tat wurde erst einhundertdreiundvierzig Jahre nach dem Ende dieses Krieges möglich, dass ein Mensch schwarzer Hautfarbe zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt wurde. Erst oder schon? Viele haben gezittert, ob die Hautfarbe nicht doch noch ausschlaggebend für die Nichtwahl Obamas werden könnte. Irrtum. Veränderung findet statt. "Doch plötzlich kam wie aus dem Nichts dieser schlaksige, junge Kerl mit dem Mandela-Lächeln und dem muslimischen Namen und drückte im Lauf der Geschichte auf die Vorspultaste." [Andrea Böhm, Der weiß-schwarze Präsident. Die Zeit, Nr. 46/2008, S. 2] Kommentatoren nennen Obama in einem Atemzug mit Washington, Lincoln, Roosevelt und Kennedy.

Ich habe keine Heilserwartungen, ich werde nicht enttäuscht sein, wenn ein amerikanischer Präsident amerikanische Interessen vertritt. Trotzdem bin ich überzeugt, dass dieser Mann einen völlig neuen Akzent in der Weltpolitik setzen wird. Ich freue mich über seine Wahl und lasse mich von seinem Charisma mitreißen.

Schöne Photos aus Obamas unmittelbarer Umgebung auf Flickr, eine Zusammenstellung von Titelseiten amerikanischer Zeitungen bei Stefan Niggemeier "The face of change" und weitere beeindruckende Photos beim Boston Globe.

Dienstag, 4. November 2008

Die Grenzen der Selbstbedienung

Laugenbretzel

Im Supermarkt meines Vertrauens, fußläufig hier im Quartier gelegen, konnte man bis vor kurzem sich selbst an der Brottheke bedienen. Mit der Zange die Backware greifen, rein in die Tüte, diese in den Wagen und weiter geht's. Wenn nicht gerade jemand mit Entscheidungsschwäche oder verzögerter Motorik vor mir war, lief's erfreulich schnell. In den Städten verbreiten sich gerade ein paar Franchiseketten, die ebenfalls auf Selbstbedienung setzen, und dafür niedrige Preise bieten. Angesichts der Tatsache, dass einige der alteingessesenen Großbäcker für eine banale Semmel an die 30 Cent, für eine mit Vollkornanteilen gerne auch mal 60 Cent verlangen, eine echte Alternative.

Der Supermarkt meines Vertrauens, hier im Quartier, hat umgebaut. Seitdem gibt es die Backwaren nur noch an der Verkaufstheke, von der freundlichen Fachverkäuferin eingetütet. Jetzt ist wieder Anstellen angesagt und warten, bis die einsame Mitarbeiterin die Wartenden an der Brot- und der Fleisch- und Wursttheke abgearbeitet hat. Für mich ein Rückschritt.

Die Erklärung ist ebenso naheliegend wie deprimierend. Das Konzept der Selbstbedienung bei Backwaren wurde wieder abgeschafft, weil die Hygieneanforderungen nicht einzuhalten waren. Die Kunden, so die Verkäuferin, die mir das erklärte, fassten alles mit ihren Händen an, nicht nur das, was sie dann mitnahmen. Die Zange wurde auch nicht benutzt. So stellt sich der Konsument selbst ein Bein - oder ist es eine Form des Protestes gegen die Kultur der Selbstbedienung, ein Appell für mehr Servicekultur? Ich fürchte nein, obwohl die Verkäuferinnen im Supermarkt meines Vertrauens sagen, dass sie gerne wieder den Kunden das Brot reichen. Man kommt so auch wieder ins Gespräch miteinander. Wenn nur die Preise nicht steigen.