Samstag, 25. Oktober 2008

Abschied vom Jahr

Wein und,Wurst

Eine Rieslingschorle und dazu eine Bratwurst. Der Wein war gut, die Wurst unterdurchschnittlich. Aus dem Thema hätte man mehr machen können. Aber Grillen wird meines Erachtens ohnehin überschätzt. Jedenfalls gab es beides in Eltville am Rheinufer, und dazu einen schönen Platz in einem Stoffliegestuhl mit Blick auf den Rhein.

Rheinufer mit Schiff

Die Bratwurst war einem Appetit geschuldet, der sich zwischen Schierstein und Eltville gebildet hat. Während eines Spaziergangs am Rheinufer. Eigentlich war ich nur in der Gegend, um im Getränkemarkt meines Vertrauens die Mineralwasservorräte aufzufüllen. Statt zurück in die Stadt, lenkte ich mein Auto in Richtung Schiersteiner Hafen und stieg dort aus.

Baueme im Wasser

Das Wetter war zu schön. Jetzt ins Büro? Nein, es wird noch genügend Tage mit schlechterem Wetter geben. Am Hafen ein Eis kaufen, den Bootsbesitzern zuschauen, wie sie ihre Jachten für den Winter an Land ziehen. Runter zum Rhein. An einem Tag wie diesen möchte man die Rheinschiffer fast beneiden, ihre Art zu leben wirkt so frei.

Rheinschiff

Natürlich trügt der Schein, denn die Schiffer arbeiten und haben nicht die Zeit für Wein und Wurst. Ich schon, also bin ich wohl zu beneiden. Planlos den Rhein entlang. Ich sehe Störche und Kraniche. Bis Walluf nur zwei Kilometer. Keine Lust umzukehren, also weiter. Es geht sich wie von selbst und es gibt viel zu sehen. Irgendwann ist Eltville erreicht und besagte Lokalität mit dem Wein und der gebratenen Wurst. Und dem Liegestuhl mit Blick auf die Königsklinger Au.

Eltville

Es ist wie Abschied von diesem Jahr zu nehmen, sagt der Mann im Liegestuhl nebenan zu mir. Ob der Falter, der die Distel anfliegt, auch Abschied nimmt?

Falter

Freitag, 24. Oktober 2008

Übergang

Adolfsallee

Ich zähle zu den glücklichen Menschen, die morgens das Haus nicht allzu zeitig verlassen müssen. Wenn ich losgehe, haben die meisten schon ihren zweiten Büro- oder Sonstwokaffee zu sich genommen. Wie ich das früher hasste, vor Tag im Dunkeln und in der Kälte unterwegs zu sein. Aber sogar mir ist heute kalt, bei meinem nicht ganz so frühen Gang durch die Straßen. Den Mantel, den ich im Moment trage, nennen manche auch "Übergangsmantel", ein Kleidungsstück für den Übergang, für die klimatische Periode des Übergangs (eigentlich fühle ich mich permament im Übergang und wiege mich selten in vermeintlichen Sicherheiten). Wenn mir also in diesem Übergangsmantel schon zu kalt ist, scheint es wohl daran zu liegen, dass diese Zeit des Übergangs vorbei ist und der kalten Jahrszeit Platz gemacht hat.

Adolfsallee

In meiner katholisch-ländlichen Vergangenheit war es üblich, dass an Allerheiligen - für den Katholiken ein Feiertag, zu dem ein Kirchgang gehört - zur Wintergarderobe gewechselt wird. Nicht früher, aber auch nicht später. Das Wetter spielte keine Rolle. Und Allerheiligen ist bereits nächste Woche. Kein Wunder also, dass mich friert.

am Kaiser-Friedrich-Ring

Dienstag, 21. Oktober 2008

An der Nordseeküste

Pinguine

Die A3 hoch bis Bottrop, kurz auf die A2 und dann immer geradeaus nach Norden. Kaum eine Kurve, keine Steigung. Immer wieder überhole ich Autos, in denen die Fahrer am Steuer lesen. Große Gruppen von Windrädern. Durch die Grafschaft Bentheim, vorbei an Coesfeld, Lingen, Papenburg, vor Leer durch den Emstunnel, dann runter von der Autobahn, die Landstraße über Aurich hoch zur Küste, bis zum Deich, davor links abbiegen.

Kueste mit Windraedern2

Endstation Neßmersiel Hafen. Es ist wie ausgestorben. Das Gepäck in den Container stellen und den Autoschlüssel am Schalter abgeben. Der ist noch nicht geöffnet, zwei Männer schnacken auf Plattdeutsch. Der eine - Ostfriesen scheinen sämtlich große, freundliche Kerle zu sein - meint, er öffne, wann er Lust habe. Die Lässigkeit kann nur von dieser unglaublich flachen Landschaft herrühren, wo man - wie der Witz sagt - schon Mittwochs sieht, wer Sonntag zu Besuch kommt.

Nessmersiel kai

Der Bursche in der Bierwerbung behauptet auch, hier gebe es keine Hektik. Scheint zu stimmen, eine Umstellung für den Stadtmenschen. Aber die Landschaft beruhigt ungemein. Sie zieht mich in ihren Bann. Dieses Licht, diese Weite.

Ankunft der Faehre

Mit der Fähre geht es nach Baltrum. Die Fähre fährt nur, wenn genügend Wasser da ist, also wenn Flut ist. Obwohl die Fahrrinne ausgebuddelt ist. In der Regel fährt sie zweimal täglich. Auf Spiekeroog, wo es ähnlich zugeht, bringt ein eingewanderter Selfmademillionär die Insulaner in Wallung, weil er mit modernen Booten gezeitenunabhängig die Insel anfahren lässt. Auf Baltrum ist noch alles beim alten - zweimal täglich.

Watt vor Hafen

Baltrum ist wie Spiekeroog autofrei. Kein Auto weit und breit. Für die Gäste stehen Handwagen bereit, oder Pferdekutschen. Auch der Güterverkehr wird mit Pferdekutschen organisiert. Keine romantischen Kutschen aus dem 19. Jahrhundert, sondern moderne Transportwagen. Und schöne, kräftige Pferde.

Kutsche

Baltrum ist die kleinste dieser ostfriesischen Inseln. Ein Dorf in zwei Teilen, Westdorf und Ostdorf. In jedem Haus Fremdenzimmer. Hier leben fast 500 Insulaner. Der Auslauf ist begrenzt. Man trifft sich des öfteren. Wer hier Urlaub macht, entwickelt seinen Rhythmus. Morgens ins Dorf, mittags an den Strand, nachmittags ins Café Klüntje. Hier backen sie Kuchen, etwa aus Sanddorn, der in den Dünen wächst.

Sanddorn2

Der Kuchen schmeckt göttlich. Als ein Entgegenkommen an den Gast vom außerfriesischen Festland wird neben dem bitteren Friesentee auch Kaffee in den aktuellen Spielarten gereicht. Das Café befindet sich in einem der älteren Häuser der Insel, niedrige Decken und sehr gemütlich. Die Verwegeneren bleiben auf der Terrasse und dem Wind ausgesetzt. Dafür haben sie einen freien Blick auf den grandiosen, sich ständig ändernden Himmel.

Himmel


Nach Einnahme der obligatorischen kalorienreichen Nachmittagsnahrung treibt das schlechte Gewissen den Urlauber ins Naturschutzgebiet. Über die Salzwiesen in die Dünen, von dort aus an den Strand, diesen entlang zurück Richtung Westdorf.

Duene und Meer

Spätestens in den Dünen ist man wieder alleine mit sich und der Natur. Und erst recht am Strand, am östlichen Inselrand. Erst um die Strandzugänge bei Ost- und Westdorf herum ist man wieder im Getümmel.

Strand

Alles hat seine Ordnung. Hinweisschilder sortieren Hundebesitzer von Drachensteigern und diese von Badenden. Strandkörbe müssen gemietet werden und sind nach Gebrauch verschlossen. Jetzt, in dieser kühlen Jahreszeit, sind die wenigsten in Benutzung und so mancher steht unbesetzt offen herum. Wie schön, sich einfach in ihn hineinzusetzen und im Windschatten die Sonne und die Aussicht auf das Meer zu geniessen.

Strand mit Koerben

Frische Luft macht hungrig. Zum Glück gibt es auf Baltrum genügend Lokalitäten. Dank der klassischen Bildung aus den Asterix-Comics weiss man, dass dort, wo der Fisch vor der Haustür vorbeischwimmt, er nicht notwendiger Weise auf dem Tisch landet. Auf der Speisekarte ist jene andere Sorte Fischgericht illuster mit "Aus aller Welt" überschrieben. Ich ziehe die Nordseekrabben mit Rührei den vietnamesischen Garnelen vor. Und noch lieber sind mir Brathering, Bismark und Matjes - das friesische Sushi. Pils gegen den Durst - aber: nicht alles ist in Jeverhand.

Kirche und Inselglocke

Es könnte immer so weiter gehen. Morgens ins Westdorf, die Westspitze umrunden, dann an den Strand, zwischendurch auf einen Kaffee halten oder auf ein Bier einkehren. Nachmittags ins Klüntje, dann in die Dünen zur Ostspitze, zurück über den Strand, abends Fisch essen. Aber leider habe ich nur ein Wochenende zur Verfügung, und weil die Fähre nur zweimal fährt und der Heimweg weit ist, heißt es schon vormittags: runter von der Insel. Vorbei an der Sandbank vor der Nachbarinsel Norderney. Hier liegen Robben am Strand. Der Städter argwöhnt, man lege sie dort morgens hin und blase sie auf. Aber die wiederholten Urlauber behaupten, die Robben seien echt. Und tatsächlich bewegen sie sich manchmal ein wenig.

Robben

Das war's. Zurück auf dem Festland, die Zeit ist um. Dabei wäre es so gut gewesen, sich dem langsamen Takt der Insulaner anzupassen, ruhig und gelassen den Tag zu würdigen, sich an den ständigen Moinmoin-Gruß zu gewöhnen und Mittwochs schon zu sehen, wer Sonntags kommt. Statt dessen geht es zurück auf die Piste und bei Bottrop in den ersten Stau, der sich bis Wiesbaden nicht so richtig auflösen will. Ebenso wenig wie meine Beklemmung. Vielleicht sollte ich wieder hoch fahren, am besten am Mittwoch, damit sie wissen, dass ich am Sonntag da sein werde, am Strand und in den Dünen, im Klüntje und abends zum Hering essen.

Strand3

Montag, 13. Oktober 2008

Zurück auf die Bäume

Kletterbaum

In die Klage über das vernebelte Wochenendwetter sind wohl kaum jene eingestimmt, die ihre Zeit im Kletterwald verbrachten. Und das waren viele.

Kletterwald Wiesbaden

Man sagt unserer Spezies nach, dass sie einen nicht unerheblichen Teil ihrer Entwicklungsgeschichte auf den Bäumen verbracht habe. Etwa ein paar Millionen Jahre nachdem die Evolution unsere weiter entfernten Vorfahren an Land gespült hatte.

Kletterwald Wiesbaden

Besagte Fell tragende Vorfahren hielten sich auf Bäumen auf, weil es dort sicherer war als auf dem Boden. Es ging ums Überleben. Heute ist es umgekehrt. Wir sind auch nicht mehr so recht ausgerüstet für ein Leben auf Bäumen.

Kletterwald Wiesbaden

Aber wir wissen uns zu helfen und setzen Hilfsmittel ein, die uns die Fortbewegung dort oben zwischen Stämmen und Ästen erleichtern. Wir merken auch, die kulturell angeeignete durchschnittliche Größe und Gewicht sind hier schwerstens von Nachteil.

Kletterwald Wiesbaden

Einundzwanzig Grad und sonnig

Neroberg, Wiesbaden

Einundzwanzig Grad und sonnig sollten es am Wochenende sein, laut Wettervorhersage. Statt dessen lag hartnäckiger Nebel über der Stadt.

Saisonende

Wir freuten uns auf die vielleicht letzten warmen Tage des Jahres und fanden uns in einer düster schönen Herbstlandschaft wieder. Die Saison ist zu Ende.

Loewe

Melancholie macht sich leise breit, sogar auf dem Steingesicht des Löwen auf dem Neroberg. Wir trotzen den Vorboten des Winters, gemeinsam mit vielen anderen Ausflüglern, unter dem Schirm des Turmcafés, der heute die Wärme hält, statt sie abzuschirmen.

Neroberg, Wiesbaden

Freitag, 10. Oktober 2008

Sheepcontent

Schaf

Seit der Lektüre von Glenkill neigen einige von uns dazu, Schafe mit anderen Augen zu betrachten.

Schaf

Und erst recht, nachdem Shaun das Schaf zeigt, wie es auf einem Bauernhof wirklich zu geht.

Schaf

Und weil sich Schafscontent neben Katzencontent als dankbarer Blogfüller entwickelt hat, soll er hier nicht fehlen.

Schaf

Diese Schafe verbrachten ihren Sommer auf einer Wiese in der Nähe des Dörfchens Cadgwith auf der Lizard-Halbinsel in Cornwall.

Schaf

Das Schafdasein bietet den ein oder anderen Vorteil. Für Katholiken wäre die Umstellung nicht einmal besonders groß.

Donnerstag, 9. Oktober 2008

Durch den wilden Westerwald

Herbst im Westerwald

Manchmal fühle ich mich privilegiert. Dann, wenn ich raus muss zu einem Termin. Dann, wenn mich dieser Termin in eine schöne Gegend führt, so wie den Westerwald. Zu einer Jahreszeit, in der die Natur sich von einer ihrer schönsten Seiten zeigt. Natürlich ist jede Jahreszeit schön. Aber der Herbst ist doch die schönste der schönen Jahreszeiten, wenn die Blätter, leicht verfärbt, noch an den Bäumen hängen, und wenn die Sonne scheint. So wie heute. Im Westerwald. Dort, wo alles etwas später eintritt als an anderen Orten. Bei den Menschen wie bei den Pflanzen. Dort, wo heute noch rote Äpfel an knorrigen Apfelbäumen hängen.

Apfelbaum

Mittwoch, 8. Oktober 2008

Auf dem Petersberg

Drachenfels

Mein Weg führte mich ins Rheinland. Da etwas Zeit übrig war, nahm ich die Bundesstraße von Bendorf in Richtung Bonn. Ich raste an vielen netten Orten vorbei, bevor ich bemerkte, dass ich hätte abfahren müssen, um an das Rheinufer zu gelangen. Die Abfahrt hoch nach Petersberg jedoch registrierte ich rechtzeitig. Am unteren Ende der Zufahrt steht ein Kassenhäuschen, es war leider besetzt und kostete mich drei Euro. Drei Euro für einen schönen Blick ins Rheintal. Das Wetter ließ es nicht mehr zu, im Gartenlokal zu sitzen. Ein kleiner, melancholisch stimmender Moment, bevor es weiter ging, zurück ins Rheintal und weiter nach Westen.

Petersberg